Wenn Ihr Hund im Garten regelmäßig nach Gras greift und kurz darauf würgt oder erbricht, sind Sie damit nicht allein. Dieses Verhalten beunruhigt viele Hundebesitzer zutiefst – und das zu Recht. Denn hinter dem scheinbar harmlosen Grasfressens können verschiedene Ursachen stecken, von denen einige durchaus ernst zu nehmen sind. Gleichzeitig ist es ein Verhalten, das tief in der Natur unserer vierbeinigen Begleiter verwurzelt liegt und nicht immer ein Alarmsignal darstellt.
Warum fressen Hunde überhaupt Gras?
Die Wissenschaft hat sich intensiv mit diesem Phänomen beschäftigt. Eine Studie der University of California, Davis, mit über 1.500 befragten Hundehaltern zeigt, dass Grasfressens ein weit verbreitetes Verhalten ist. Überraschenderweise erbrachen dabei nur 22 Prozent der grasfressenden Hunde anschließend – was die weitverbreitete Annahme widerlegt, dass Hunde ausschließlich Gras fressen, um sich zu übergeben.
Vielmehr deuten Forschungsergebnisse darauf hin, dass dieses Verhalten evolutionär bedingt sein könnte. Bei bis zu 47 Prozent der Kotproben von Wölfen findet sich pflanzliches Material, vor allem Gras. Ihr domestizierter Hund trägt diesen Instinkt noch immer in sich – der genaue Grund für dieses Verhalten ist allerdings wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt.
Wenn Grasfressens zum Problem wird
Problematisch wird das Verhalten erst dann, wenn Ihr Hund zwanghaft Gras frisst, häufig erbricht oder sichtbar unter Verdauungsbeschwerden leidet. Ein Defizit an Ballaststoffen, Folsäure oder anderen Mikronährstoffen kann Hunde dazu veranlassen, vermehrt Pflanzenmaterial aufzunehmen. Ebenso führt ein Magensäureüberschuss häufig zu diesem Verhalten – wenn der Magen zu lange leer bleibt, produziert er überschüssige Säure, die Übelkeit verursacht. Auch entzündliche Darmerkrankungen und chronische Verdauungsprobleme können eine Rolle spielen. Nicht zu unterschätzen sind psychische Faktoren wie Langeweile, Angst oder Unterforderung, die sich in diesem kompensatorischen Verhalten manifestieren können.
Natürliche Hausmittel zur Unterstützung der Verdauung
Flohsamenschalen: Die sanfte Ballaststoffquelle
Flohsamenschalen sind eine bewährte Unterstützung für den Hundemagen. Sie quellen im Verdauungstrakt auf und bilden eine schützende Schleimschicht, die die Darmwände beruhigt. Die löslichen Ballaststoffe regulieren sowohl Durchfall als auch Verstopfung – sie bringen das System wieder ins Gleichgewicht. Lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt zur richtigen Dosierung für Ihren Hund beraten.
Kleine, häufigere Mahlzeiten gegen Magensäure
Statt zwei großer Mahlzeiten sollten Sie Ihrem Hund drei bis vier kleinere Portionen über den Tag verteilt anbieten. Dies verhindert, dass der Magen zu lange leer bleibt und überschüssige Säure produziert – eine häufige Ursache für morgendliches Grasfressens und gelbes Erbrechen. Studien zeigen, dass viele Hunde in der ersten Hälfte des Tages häufiger Gras fressen als zum Tagesende hin. Bei Hunden, die hauptsächlich morgens Gras fressen, zeigt diese simple Umstellung oft verblüffende Erfolge.
Heilerde: Der natürliche Magenschutz
Heilerde wird häufig als Mittel gegen übermäßiges Grasfressen empfohlen. Sie kann helfen, den Verdauungstrakt zu beruhigen und wird von vielen Hundehaltern erfolgreich eingesetzt. Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt über die richtige Anwendung und Dosierung für Ihren Vierbeiner.

Gekochte Karotten und Kürbis
Diese beiden Gemüsesorten sind echte Allrounder bei Verdauungsproblemen. Gekochte Karotten enthalten Pektine, die sich positiv auf die Darmflora auswirken, während Kürbis durch seinen hohen Gehalt an löslichen Ballaststoffen sowohl bei Durchfall als auch bei Verstopfung regulierend wirkt. Püriert oder fein gewürfelt unter das normale Futter gemischt, liefern sie genau jene Faserstoffe, die Ihr Hund möglicherweise im Gras sucht.
Probiotika für eine gesunde Darmflora
Eine gestörte Darmflora kann vielfältige Verdauungsprobleme verursachen. Hochwertige Probiotika speziell für Hunde – mit Stämmen wie Enterococcus faecium – unterstützen die Ansiedlung nützlicher Bakterien und können zur Verbesserung der Verdauung und des Immunsystems beitragen.
Vorsicht bei behandeltem Gras
Was viele Hundebesitzer unterschätzen: Nicht jedes Gras ist harmlos. Während Gras selbst ungefährlich ist, können Rasenflächen mit Pestiziden behandelt sein. Diese Chemikalien, einschließlich Insektizide und Unkrautvernichtungsmittel, können toxisch wirken und schwere Vergiftungen verursachen. Achten Sie darauf, dass Ihr Hund nur auf unbehandelten Flächen Gras frisst, oder bieten Sie ihm als sichere Alternative spezielles Hundegras oder Katzengras im Topf an.
Wann Sie unbedingt zum Tierarzt sollten
So wertvoll Hausmittel auch sind – sie ersetzen keine professionelle Diagnose. Suchen Sie umgehend tierärztliche Hilfe auf, wenn Ihr Hund mehrmals täglich erbricht oder das Erbrochene Blut enthält. Auch wenn Durchfall länger als 24 Stunden anhält oder blutig ist, ist schnelles Handeln gefragt. Wirkt Ihr Hund apathisch, verweigert das Fressen komplett oder magert stark ab, sollten Sie nicht zögern. Gleiches gilt, wenn Sie eine Aufnahme von Schadstoffen vermuten oder das Grasfressens zwanghaft wirkt und mit anderen Verhaltensstörungen einhergeht. Chronisches Erbrechen kann auf ernsthafte Erkrankungen wie Gastritis, Pankreatitis oder sogar Tumore hinweisen. Eine Blutuntersuchung und gegebenenfalls bildgebende Verfahren bringen Klarheit.
Langfristige Prävention durch artgerechte Ernährung
Die beste Medizin ist oft die Vorbeugung. Eine hochwertige, ausgewogene Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen macht zusätzliches Grasfressens meist überflüssig. Viele Fertigfutter enthalten zu wenig Rohfaser – dabei sind Faserstoffe essenziell für die Darmgesundheit. Achten Sie bei der Futterwahl auf einen angemessenen Ballaststoffgehalt.
Auch die mentale Auslastung spielt eine wichtige Rolle. Hunde, die ausreichend beschäftigt und gefordert werden, zeigen seltener Verhaltensstörungen wie zwanghaftes Grasfressens. Suchspiele, Intelligenzspielzeug und abwechslungsreiche Spaziergänge bereichern das Leben Ihres Vierbeiners und reduzieren stressbedingtes Kompensationsverhalten.
Ihr Hund ist kein Problemfall, sondern ein sensibles Lebewesen, das mit diesem Verhalten auf seine Art kommuniziert. Mit Geduld, Aufmerksamkeit und den richtigen natürlichen Hilfsmitteln können Sie ihm helfen, wieder ins Gleichgewicht zu finden – für ein langes, gesundes und glückliches Hundeleben an Ihrer Seite.
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